Vancouver – first impressions

Bislang waren die letzten Tage geprägt vom üblichen Kongressleben, das auch immer mit wenig Zeit verbunden ist: beim Frühstück die ersten Gespräche mit Kollegen, die Vormittagssessions, in der Mittagspause dann ein wenig Zeit zum Rausgehen, dann die Nachmittagssessions, und abends wahlweise Get Together, Speaker’s Dinner oder einfach so mit Kollegen weggehen und dann irgendwann recht müde ins Bett fallen (die Kollegen sind in diesem Fall u.a. John Cryan, was einiges erklärt). Das Speaker’s Dinner war im Anthropologischen Museum der Universität (bzw. haben wir das besichtigt, das Essen gab’s nahebei), in dem Totempfähle – riesige Dinger – ausgestellt sind. Neben einer wenig aufregenden Anspreche des Direktors gab es eine beinahe sedierende Ansprache des aktuell lokalen “First Nations” Häuptling (wenn man die jetzt noch so nennen darf), in deren Verlauf auch ein von dessen Bruders geschriebenes Lied zum Besten gegeben wurde, das mich aber verdächtig an “I was born under a wandering star” erinnerte…

Ansonsten habe ich hier aber noch wenig Verrücktes erlebt. Es scheint, als hätten die Kanadier alle guten Dinge der USA übernommen, den ganzen Quatsch aber weggelassen. Man sieht kaum Flaggen auf den Häusern; die Leute treiben viel Sport, aber nicht exzessiv; sie sind weder so dick noch so dünn wie in den Staaten; und vor allem aber angenehm unaufgeregt. Schon beim ersten Schlendern durch Downtown fällt auf, dass die Menschenmischung recht bunt ist, in jeder Hinsicht – es geht hier sehr multikulturell zu, die Leute haben alle möglichen Rassen (v.a. gibt es viele Asiaten), Haarfarben, Tatoos, und niemand stört sich daran, im Gegenteil, es ist ein sehr freundliches, tolerantes Miteinander. Die Stadt selbst ist lebendig, nicht so wie die amerikanischen Downtowns – der Großteil von Downtown sind Highrises, also Wohngebäude, so dass nicht nur im Ausgehviertel Gastown immer etwas los ist, sondern in der ganzen Innenstadt, was viel vom Flair ausmacht.

Gestern war das Wetter dann hervorragend (die Wettervorhersage ist hier keine 5 Cents wert), so dass ich mal einen ausführlichen Bummel durch die Stadt gemacht habe. Über die Granville Road, eine Einkaufsstrasse, rüber auf die künstliche Insel Granville Island mit einer geradezu europäischen und sehr netten Markthalle, von dort mit dem Aquabus – einer Art Mini-Passagierfähre – durch den False Creek gefahren, dann am Strand entlang (der tatsächlich zum Sonnen und Baden benutzt wird, obwohl das Wasser wohl nicht so ganz warm ist) hoch zu Stanley Park, von wo aus man eine beeindruckende Sicht auf die Skyline von Vancouver hat. Ich kann gut nachvollziehen, dass man dieser Stadt eine so hohe Lebensqualität nachsagt – es ist wirklich äußerst angenehm (nur ein wenig teuer), sich hier aufzuhalten. In der Tat – zusammen mit San Francisco bislang die schönste und lebenswerteste Stadt, die ich auf dem nordamerikanischen Kontinent bislang besucht habe!

So, nun geht der Tag los… soon more!

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